Ich mag den Münchner Ostbahnhof - aber nur am Morgen. Während das Areal spätestens mit Einbruch der Dunkelheit zu einem unschönen Platz wird und man ab ca. 21:30 Uhr Angst haben muss, dass einem bereits betrunkene Kunstparkbesucher ihren Mageninhalt vor die Füße befördern oder man in eine Schlägerei einbezogen wird, ist der Bahnhof gegen neun Uhr in der Frühe in ein ganz eigenes Licht getaucht und von einer angenehmen Geschäftigkeit erfüllt. Eigentlich komme ich morgens nur am Ostbahnhof vorbei, wenn ich noch etwas auf die Post bringen muss. Dann aber genieße ich meinen Weg durch das Gewusel der Menschen zur Rolltreppe, den Geruch von frischen Brötchen, Kaffee, Großstadtalltag. Und ich bin sicher: Viele Menschen, die hier morgens die Gleise wechseln, noch schnell eine Zeitung kaufen oder auf Mitreisende warten, hätten spannende Geschichten zu erzählen.

Meistens hole ich mir auf meinem Rückweg zur S-Bahn immer noch schnell draußen einen Kaffee bei der San Fancisco Coffee Company. Wenn ich dann den warmen Pappbecher in den Händen halte und der Geruch des frisch gebrühten Heisgetränks mit Vanille- oder Karamellaroma in meine Nase steigt - dann wird es meistens ein guter Tag.